Vortrag von Prof. Dr. Rainer Luick im Bürger- und Bauernmuseum Hilzingen: Wo die Alpen noch wild sind: Auf dem Grande Traversata delle Alpi (GTA) vom Nufenen Pass ans Mittelmeer
- 23.06.2025
- 19:30 Uhr
- Museumsverein e.V. - Museum im Schlosspark
- Museum im Schlosspark Hilzingen, Hauptstr. 36, Vortragsraum im Dachgeschoss
Der GTA ist ein Weitwanderweg, der in rund 1200 km und 65 Tagesetappen den gesamten piemontesischen Westalpenbogen durchzieht. Er verlangt keine alpinen Kletterkünste, aber eine sehr gute Trittsicherheit und vor allem eine gute Kondition, denn die Westalpen sind durch zahllose Quertäler gegliedert.
Die Idee für den GTA wurde in den 1970er Jahren von Bergfreunden aus dem Turiner Raum entwickelt: Es wurden Übernachtungsgelegenheiten organisiert, Wege wurden markiert und Werbung für den GTA gemacht. Nach einer kurzen Euphorie in den 1980er Jahren verschwand der GTA allerdings wieder von der Liste der Fernwanderrouten und wurde erst wieder in den 2000er Jahren von überwiegend Deutschen und Schweizer Alpenenthusiasten entdeckt.
Im Piemont ist die die traditionelle Berglandwirtschaft im Verlauf des 20. Jahrhunderts weitgehend zusammengebrochen und die vom GTA berührten Täler haben von 1870 bis 2020 einen Bevölkerungsrückgang von bis oft 80 % erlitten; die oberen Täler sind meist vollständig verlassen. Man kommt durch aufgelassene Bergdörfer, die noch vor wenigen Jahrzehnten dicht bevölkert waren. Da es keine Hüttenkultur gibt, wie wir das aus den Zentralalpen kennen, ist das Konzept des GTA, in noch oder wieder aktivierten kleinen Gasthäusern oder bei Privatpersonen im Tal zu übernachten. Eine typische tägliche GTA-Etappe sind eine oder mehrere erschöpfende Passquerungen und steile Abstiege, um sich dann am Abend bei vielfach stundenlangen regionaltypischen Menüs wieder zu regenerieren. Doch es werden erstaunlicherweise nicht mehr Wanderer auf dem GTA, sondern tendenziell eher weniger. Der Vortag will Begeisterung für einen Abenteuerweg wecken, wie es ihn sonst kaum noch in Europa gibt.